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Wie zu jeder guten CD gibt es natürlich auch zu unserer CD eine Geschichte. Wär ja auch schlimm, wenn wir Euch gar nichts dazu zu erzählen hätten. Denn ein Lied wie

Des hat´s bei uns no gar nie no net geb´m, dass bei uns oana koan Durscht net g´habt hätt!!

wird natürlich nicht alle Tage produziert. Das erkennt man eigentlich schon am Titel. Angefangen hat das mit diesem Lied so: Charlie und ich hatten schon einen knappen halben Tag im Studio gearbeitet und geschwitzt. Das mit der Arbeit war eigentlich gar nicht so tragisch, aber das Geschwitze! Das wird den geneigten Leser natürlich nicht überraschen, wenn man bedenkt, daß es gerade Anfang August war und drinnen und draußen so heiß wie am Grunde des Vesuv. Außerdem war das Tonstudio eine verdammt "trockene Baustelle". In solchen Situationen beschleicht den bayerischen Bürger meistens ein kaum kontrollierbarer Drang, alles hinzuschmeißen und stante pede in den nächsten Biergarten umzuziehen. Diesem Drang gaben wir dann auch umgehend nach, denn aus unseren vertrockneten Hirnen war sowieso nichts Vernünftiges für unsere kreative Arbeit herauszubekommen.

So ein Biergarten ist eine tolle Sache. Wahrscheinlich sind die Biergärten der Hauptgrund, daß aus München eine Einwanderungsstadt geworden ist. Man stelle sich vor, man sitzt hinter irgendeinem alten, denkmalgeschützten Wirtshaus in einem Biergarten (in unserem Fall in München-Ramersdorf), beschirmt von den knorrigen, starken Ästen uralter Kastanienbäume und hat vor sich auf dem Tisch eine frische, kühle, süffige, perlende Maß stehen, die ihr schützendes Faß gerade erst verlassen hat. Der wahre Künstler wird jetzt auf keinen Fall das Ding in die Hand nehmen, ansetzen und einfach hinunterstürzen - mitnichten! Er macht sich natürlich, wie das halt nun einmal so Künster´s Art ist, zunächst so seine Gedanken. Schluck für Schluck das kühle Gebräu genießend, gerät man ins Philosophieren und was liegt näher, als in einem malerischen Biergarten über den Durst zu philosophieren? Die bayerische Sprache ist ja so voll von unzähligen Sinnsprüchen, Redewendungen und Spruchweisheiten, daß es wahrlich keine Mühe kostet, ein paar davon auszugraben und am Tische zum Besten zu geben. Der Vorteil dieser Redewendungen besteht in erster Linie darin, daß man sich für den Fortgang des mittäglichen Gespräches keine eigenen Gedanken machen muß, sondern aus dem vollen Topf des Volksgutes schöpfen kann. Das schont die persönlichen Ressourcen für die spätere Arbeit und erhöht den Entspannungseffekt. Außerdem kann es durchaus passieren, daß das Gespräch bei unsachgemäßem Gebrauch dieser Volksweisheiten die eine oder andere lustige Wendung nimmt.

Charlie und ich waren also ins Philosophieren über den Durst geraten. Ziemlich tief sogar. Auf jeden Fall so tief, daß uns die dafür benötigte Zeit es erlaubte, der ersten Maß ein zweite und ein wenig später sogar eine dritte folgen zu lassen. Ich weiß heute nicht mehr genau, wer von uns beiden den denkwürdigen Satz gesagt hat. Ist eigentlich auch nicht wichtig, aber die Folgen waren durchschlagend. Plötzlich waren sie da, diese siebenundsechzig Buchstaben mit dem einsamen Komma in der Mitte und den zwei Ausrufezeichen hinten:

Des hat´s bei uns no gar nie no net geb´m, dass bei uns oana koan Durscht net g´habt hätt!!

Wir sahen uns an wie vom Donner gerührt. Was für ein schöner Spruch! Toller Spruch! Genialer Spruch! Und vor allem: Sangeswürdiger Spruch! Fern aller kommerziellen Absichten und Ziele begannen wir auf der Stelle um diesen schönen Satz herum ein Kunstwerk weiterer sinniger Sprüche und Aussagen zu flechten und hauchten so einer Volksweise erster Klasse den Lebensarten ein. Schon nach kurzer Zeit waren wir uns sicher: Abgesehen von der einen oder anderen Änderung oder Verbesserung lag hier vor unseren staunenden Augen das Script zu einem Welthit auf dem Biertisch. Auch die anderen Besucher des Biergartens schienen unserer Ansicht zu sein. Wohl durch unseren Gesang und unser Gelächter aufmerksam geworden, erkundigten sie sich beim Wirt verstohlen nach uns. Die Frage habe ich nicht verstanden, wohl aber die Antwort, die der stimmgewaltige Mann darauf gab:

Da hocka de da, die allweil da hocka!

So weit, so gut. Bis hierhin dachten Charlie und ich eigentlich, daß das alles ein köstlicher Spaß war. Vorbei, viel gelacht, danke schön und ab zurück zur Tagesordnung. Aber weit gefehlt. Der Spaß schlummerte in seiner Versenkung genau bis zu jenem denkwürdigen Telefonanruf, den Charlie ein paar Tage vor Beginn des Münchner Oktoberfestes erhielt. Am anderen Ende der Leitung war sein alter Freund Georg Fischer, seines Zeichens Executive Producer beim Fernsehsender RTL, zu hören. Georg ließ Charlie wissen, daß das diesjährige Oktoberfest 2002 leider eine traurige Wies´n sei, da es bis dato eigentlich keinen richtigen Wies´n-Hit gäbe. Schlimmer Zustand, so etwas. Naja und ob es nicht möglich wäre, trotz dem kurz vor der Tür stehenden Wies´n-Anfang noch einen richtigen Stimmungsknaller zu produzieren. Charlie und ich waren wie elektrisiert: Da war er wieder, der Spaß. Und er schien sich zu einer Riesengaudi auszuwachsen. Kurzum - Charlie sagte zu ("wär doch gelacht!!!") und wir machten uns mit Feuereifer im Studio an die Arbeit. Da wurde nun komponiert, arrangiert, eingespielt, gesungen (dabei viel gelacht, alles verworfen und nochmal gesungen), abgemischt und geschnitten. Das fertige Resultat schließlich erntete einhellige Zustimmung und Begeisterung. Es geht eben nichts über eine alte, wahre bayerische Weisheit:

Des hat´s bei uns no gar nie no net geb´m, dass bei uns oana koan Durscht net g´habt hätt!!

Prost!

Im September 2002

Richard

Richard "Schorsch" Müller